Dichter an Muse

Große Verse hast du
mir versprochen!
Bis jetzt hab ich nur
ziemlich krumme verbrochen!

Nun sieh dir die schiefen
Reime an. Und dann sag mir, Muse,
wann küßt du mich? Wann?

(Muse an Dichter `...')

Genial sollt ich werden und
schillernd und all das,
jetzt steh ich im Arbeitsamt,
doch keiner hat was.

Du hast mich betrogen,
verarscht. Gib's doch zu!
Wahrhaftig: Ich glaub fast, 
du bist nur ne Sumpfkuh!

(Muse an Dichter: `...')

`Euterpe' klingt eh eher
nach dem Euter der Kuh.
Na: wend ich mich nun
der Kallypso zu ...

....oder noch besser
an Mnemosyne?
Vielleicht ist wenigstens die
eine flotte Biene.

Dichter geht ab in die Kneipe.
Muse: 

Klagen wie diese
hör ich tausendmal täglich.
Ach, wären sie alle doch
nur nicht so kläglich,
die Klagen genau so,
wie die Dichter.
Die Verse gräulich,
die Reime schlichter,
als alles, was jemals
die Großen geschrieben ...
Ihr wahren Poeten,
wo seid ihr geblieben?



[ Gedichte ]
© 2002 Wolfgang J. Reus. Die Verbreitung dieser Texte oder von Teilen daraus durch Film, Funk oder Fernsehen, der Nachdruck, die fotomechanische Wiedergabe sowie die Einspeicherung in elektronische Systeme sind nur mit Genehmigung des Autors gestattet. Für Schüler- und Studentenzeitungen sowie eingetragene, anerkannt gemeinnützige Vereine ist der Nachdruck gegen Beleg frei.

Anregungen und Kommentare zum Webauftritt bitte an webmaster@wolfgang-reus.de
webdesign @